1. Schritt
Nachgedacht: Auch ein Tausend-Meilen-Marsch beginnt mit dem ersten Schritt. Wie groß auch die Entfernung sein mag, wie groß das Chaos um uns herum sein mag, der erste Schritt ist der wichtigste.
Wo also beginnen? Wenn sich Fäden verknäulen und wir sie wieder aufwickeln wollen, beginnen wir nach einem Ende zu suchen. Von dort aus können wir dann Stück für Stück das Durcheinander entwirren.
Im Haushalt ist eines der Enden eines (Handlungs-)Fadens die Spüle in der Küche. Wenn wir dieses Ende wiederfinden unter abgestelltem Geschirr, Essensresten und Spülmitteln, haben wir einen Anfang gefunden! Eine freie Spüle bedeutet Handlungsfreiheit.
Handlungsanweisung: Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit. Gehen Sie in die Küche und stellen alles, wirklich alles, was sich auf der Spüle befindet, zur Seite. Wie auch immer diese Spüle gebaut ist, machen Sie Ihre Spüle sauber!
Mit Edelstahlreiniger, speziellem Spülenreiniger, mit Seifenlauge, mit Badreiniger, mit Chlor – was immer Sie haben. Hören Sie erst auf, wenn diese Spüle glänzt und strahlt. Wenn die letzten Verfärbungen und verkalkten Flecken entfernt sind. Wenn sie mit einem Tuch trocken gewischt ist und Sie richtig zufrieden sind.
Es muss einen Unterschied machen zu vorher. Jeder muss erkennen können, dass diese Spüle sauber ist.
Und dann suchen Sie einen anderen Abstellplatz für die Dinge, die sich hier angesammelt hatten:
- Spülmittel, Topfkratzer, selbst das Abtropfgestell kommen unter die Spüle;
- das gebrauchte Geschirr hinein in die Spülmaschine, oder in eine/n Wanne/Korb, wenn Sie keine Spülmaschine besitzen;
- den Abfall dahin, wohin Abfall gehört.
Psychologisches: Und jetzt verteidigen Sie diese Spüle. Erklären Sie Ihrer Familie, was sie vorhaben:
- dass Sie langsam das Chaos, den Stress in Ihrem Leben los werden wollen;
- dass Sie hier mit dieser Spüle anfangen würden, sie wäre jetzt sauber und jederzeit bereit;
- dass Sie erwarten, dass diese Spüle so bleibt;
- zeigen Sie auf die Möglichkeiten, gebrauchtes Geschirr gleich zu entsorgen und Essensreste in den Abfall zu werfen;
- zeigen Sie, wie man in der Spülmaschine oder in der Wanne/dem Korb Geschirr stapeln, Besteck in den Besteckkorb/hohen Becher stecken kann;also nicht wild durcheinander, sondern sortiert, wie es die Profis in der Gastronomie aus gutem Grund tun;
- erzählen Sie von Ihrem Bedürfniss nach Ordnung und Neuanfang;
- und dass eine saubere Spüle nicht mehr ekelig ist;
- erzählen Sie davon, dass es viel einfacher ist, mit dem Geschirrspülen oder Kochen zu beginnen, wenn man nicht erst die Arbeitsfläche freiräumen muss;
- ziehen Sie den Vergleich mit dem Auto, das eingeschneit, zugeparkt, vereist ist, dass man ja viel früher aufstehen müsse und wieviel Mühe es mache, es frei zu schaufeln, um zur Arbeit zu kommen;
- erklären Sie, was Sie von allen Mitbewohnern wünschen.
Anmerkung: Bei diesem 1. Schritt müssen Sie hartnäckig bleiben. Verteidigen Sie die Spüle. Wenn es sein muss, stellen oder setzen Sie sich in Sichtweite der Spüle und erklärem jedem (das war bei mir so während meiner schlimmsten Chaos-Zeit in einem Haus mit 5 Pupertierenden), wohin das gebrauchte Geschirr gehört, wie man die Spüle wieder trocken reibt etc. Man wird Sie für verrückt erklären oder vielleicht nur verwundert anschauen. Aber hier wird sich zeigen, ob Ihre Familie miteinander oder gegeneinander arbeitet. (Und sollten sich zu starke Widerstände zeigen, dann wäre es vielleicht ein guter Gedanke, einmal über das allgemeine Miteinander zu sprechen oder professionelle Hilfe zu suchen).
Meine Jungs waren nach anfänglicher Verwunderung bereit und haben akzeptiert, dass ich für mein Wohlbefinden eine saubere und freie Spüle brauche. Natürlich lasse ich das gespülte Geschirr zum Trocknen erst einmal stehen. Aber ich räume es zügig weg und lasse vor allem kein schmutziges Geschirr mehr zu. Und ganz nebenbei: Inzwischen ist Geschirrspülen eine Arbeit, die reihum geht und von jedem Familienmitglied gut bewältigt werden kann, da sie ein einfaches System hat.
Eine ähnliche Erfahrung hat Flylady gemacht (www.flylady.com). Mit dem 1. Schritt zeigen wir, dass die Reise losgeht. Die Spüle ist ein Bild und steht als Beispiel, denn wir können nicht alles auf einen Schlag in Ordnung bringen.
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